Die Berge an Plastikmüll wachsen weltweit. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet damit, dass der Verbrauch von Kunststoffen bis zum Jahr 2060 auf rund 1,2 Milliarden Tonnen steigt (im Jahr 2019 waren es 460 Millionen Tonnen). Wem diese Zahlen sehr abstrakt erscheinen, der bemerkt aber vielleicht schon in seiner eigenen Wohnanlage, dass die Menge des Plastikabfalls in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Auch der Bewohnerverein des Mehrgenerationen-Wohnprojekts Allmeind in Burgweinting hat dieses Problem erkannt. Um Abhilfe zu schaffen, bat Uta Hildt, Vorsitzende des Bewohnervereins, Studierende des Studiengangs „International Relations and Management“ (IRM) der OTH Regensburg um Unterstützung. Eine fünfköpfige Gruppe des Moduls „Projektmanagement“ erarbeitete einen Plan zur Müllreduzierung für Allmeind, wo knapp 60 Personen in 31 Haushalten leben.
Die Erwartungen des Auftraggebers waren klar definiert: Über eine Veranstaltung im Bewohnerverein sollte ein Bewusstsein zur richtigen Mülltrennung und -reduzierung geschaffen und ein Arbeitsmodell entwickelt werden, wie eine Hausgemeinschaft zur Reduzierung von Plastikmüll motiviert werden kann. Das Ziel war, realistische Vorgaben für mögliche Änderungen festzulegen und den Bewohnerinnen und Bewohnern vorzustellen.
Am meisten Plastik fällt im Bad und in der Küche an
Bei einem Ortstermin schilderten die Bewohnerinnen und Bewohner den Studentinnen die Probleme aus erster Hand. Die Studentinnen entwarfen daraufhin einen Fragebogen, der an alle Bewohnerinnen und Bewohner verteilt wurde. Dieser sollte die drängendsten Probleme mit Plastikmüll herausfiltern, um auf dieser Basis ein Vortragskonzept und einen Flyer auszuarbeiten. Die Schwerpunkte, die sich dabei herauskristallisierten, betrafen Bad und Küche.
Der rund einstündige Vortrag, an dem 18 Bewohnerinnen und Bewohner teilnahmen, sollte keine Ansprache mit erhobenem Zeigefinger sein. Stattdessen lag der Fokus auf positiven Beispielen aus dem Alltag und unkomplizierten Produktvorschlägen, die nicht nur der Umwelt helfen, sondern auch dem eigenen Geldbeutel. Trotzdem wurde auch auf die Auswirkungen von Plastikmüll auf Mensch und Umwelt mithilfe von Zahlen, Bildern und Fakten hingewiesen. Es gab Tipps und Tricks zur Müllreduzierung im Alltag, Aufklärung zu Online-Bestellungen – ob Essen oder Waren, ob Amazon oder lokaler Lieferdienst – und natürlich Informationen zur richtigen Mülltrennung und den Vorteilen, die jede und jeder selbst davon hat. Die Resonanz der Zuhörerinnen und Zuhörer war sehr positiv und am Schluss gab es für sie nützliche Utensilien in Form von wiederverwendbaren Obstnetzen und nachhaltigen Spülmaschinentabs.
Studentinnen erstellten Flyer mit Tipps
Da nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner an dem Vortrag teilnehmen konnten, diente ein Flyer dazu, Interessierte mit einer Zusammenfassung und mit Praxistipps trotzdem zu erreichen. Ferner ist der Flyer eine Gedächtnisstütze, um das Gehörte in Zukunft auch nachhaltig umzusetzen. Der Flyer und weitere Informationen wurden zudem an das hausinterne Infoboard gehängt.
Die Projektabschlusspräsentation fand an der OTH Regensburg vor der Vorsitzenden des Bewohnervereins, Uta Hildt, und Professorin Dr. Julia Hartmann statt und beinhaltete die Vorgehensweise, verwendete Projektmanagement-Tools, Ergebnisse sowie die persönliche Reflexion der Projektmitglieder und Feedback des Bewohnervereins als Auftraggeber.
Die OTH Regensburg arbeitet aktuell selbst an einem Nachhaltigkeitskonzept. Die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ressourcenschonung sind im Hochschulentwicklungsplan verankert. Es geht nicht nur darum, den Betrieb möglichst klimaneutral umzustrukturieren, sondern auch den Studierenden während ihres Studiums wertvolle Kompetenzen in diesen Bereichen zu vermitteln.
Folgende Maßnahmen zur Müllvermeidung im Alltag haben die Studierenden den Bewohnerinnen und Bewohnern des Mehrgenerationen-Wohnprojekts Allmeind vermittelt:
Küche:
- eigene Tragetaschen verwenden
- wiederverwendbare Netze für Obst, Gemüse, Backartikel nutzen (Achtung: Bioplastik und Papiertüten sind keine nachhaltigen Alternativen)
- Großpackungen kaufen und zu Hause umfüllen
- Einkauf am Wochenmarkt oder im Unverpackt-Laden
- Eigene Verpackungen (Tupper, Taschen, Gläser) bei Märkten, Bäcker, Metzger mitnehmen
- Wiederverwendbare Brotdosen, Bienenwachstücher, Silikon-Deckel statt Frischhalte- oder Alufolie
- Leinen, Silikon, Wachspapier, Edelstahl-, Tupper- oder Glasbehälter statt Gefrierbeutel
- Mehrwegflaschen kaufen (auf Mehrweg-Logo achten, Achtung: Mehrweg ≠ Pfand!)
- Leitungswasser trinken oder ein Sprudelsystem nutzen
- Spülbürsten aus Holz oder Kunststoff mit austauschbarem Kopf/Schwamm
- nachhaltige, mikroplastikfreie Spülmittel kaufen oder Spülmittel selbst machen (Natron, Essig, Zitronensäure oder Kernseife, Natron, Wasser)
- nachhaltige, mikroplastikfreie Spülmaschinen-Tabs verwenden
Bad:
- Hand- und Gesichtsseife in fester Form
- Duschgel und Shampoo in fester Form
- Seife selbst herstellen (Kernseife, Olivenöl, Ätherisches Öl (Rosmarin, Zitrone, Orange)
- Deocremes verwenden
- wiederverwendbare Abschminkpads oder Naturschwämme nutzen
- Monatshygiene aus Bio-Baumwolle und biologisch abbaubare Produkte wählen
- Menstruationstasse oder Periodenunterwäsche benutzen
Putzen/ Waschen:
- zu Allzweckreiniger greifen, statt für jeden Bereich ein Putzmittel kaufen
- nachhaltiges, mikroplastikfreies Putzmittel verwenden
- Hausmittel (Essigessenz, Zitronensaft, Soda und Natron) reichen meist aus
- nachhaltiges, mikroplastikfreies Waschpulver kaufen, das in Pappe verpackt ist
Essensbestellungen:
- Verpackungsoptionen prüfen
- Bestellmenge und Portionsgrößen beachten
- eigene Behältnisse verwenden
Onlinebestellungen:
- Sammelbestellungen (Bestellungen kombinieren, mit anderen zusammenschließen)
- digitale Optionen nutzen (z.B. E-Books)
- lokale Märkte bevorzugen
- Second-Hand-Ware kaufen
- bewusster Konsum (vor dem Kauf überlegen, ob das Produkt wirklich benötigt wird)
Mehr Informationen zum Mehrgenerationen-Wohnprojekt Allmeind gibt es unter: https://allmeind.de